In den letzten Tagen ist in Wiesbaden, vor allem im Rheingauviertel und im Westend eine Vielzahl an auf der Spitze stehenden roten Dreiecken im öffentlichen Raum aufgetaucht, bisweilen begleitet mit Slogans wie „Free Palestine“, „Free Gaza“ und ähnlichen. Dies reiht sich ein in eine bundesweit und sogar global zu beobachtende Popularisierung dieses Symbols im sogenannten pro-palästinensischen Protestgeschehen.

Das rote Dreieck entspringt dabei eindeutig der Propaganda der islamistischen Terrororganisation HAMAS. Diese nutzt es insbesondere in ihren Propagandavideos seit dem 07. Oktober des letzten Jahres, um ihre Feinde und (potenzielle) Anschlagsziele zu markieren. Gleichwohl behaupten pro-palästinensische Aktivist:innen, etwa in Interviews mit ihnen im Rahmen der Besetzung der Berliner Humboldt-Universität, es handle sich um ein bildliches Zitat aus der palästinensischen Flagge. Dies scheint doch in mehreren Hinsichten absurd: Zum einen ist das rote Dreieck hier horizontal ausgerichtet; zum anderen gibt es keinerlei Belege einer, auch aktivistischen, Verwendung des Symbols in diesem Kontext vor dem Terroranschlag des 07. Oktobers. Hinzukommend nutzen auch Aktivist:innen, in Deutschland und international, das rote Dreieck entsprechend seiner ursprünglichen Sinngebung: Als Markierung von Feinden. So wurden bereits aus ihrer Sicht missliebige Journalist:innen, Politiker:innen, Wissenschaftler:innen oder politisch Andersdenkende im Netz, auf Bildern oder im Demonstrationsgeschehen mit roten Dreiecken versehen. Unternehmen, die sich vermeintlich mit Israel gemein machen würden und zu deren Boykott aufgerufen wird, werden mit diesem Symbol markiert. Und auch an antisemitismuskritischen linken Läden, wie etwa das ://about blank oder das Bajszel in Berlin, fanden sich bereits rote Dreiecke.

In Wiesbaden trafen die Schmierereien der letzten Tage durchaus auch linke Läden und Projekte; daneben jedoch zudem andere Hauswände, Fahrkartenautomaten oder Spender für Hundekotbeutel. Es ist also zu vermuten, dass hier das rote Dreieck durchaus als generalisiertes Symbol der „Palästinasolidarität“ verstanden wurde sowie szenetypisch das eigene Revier abgesteckt und Öffentlichkeit produziert werden wollte. Obgleich über die Intention nur spekuliert werden kann: Was bleibt ist die Normalisierung eines Symbols islamistischen, antisemitischen Terrors. Es schürt bei denjenigen, die tatsächliche und potenzielle Ziele solcher Gewalt sind, Angst und Unsicherheitsgefühle, allen voran bei Jüdinnen:Juden.

Eine emanzipatorische, antifaschistische Praxis muss sich dem entgegenstellen; und glücklicherweise gab es teils auch schnelle Reaktionen. So wurden einige der Schmierereien zügig übermalt, andere mit Stickern überklebt. Werdet also aktiv, meldet antisemitische Vorfälle beispielsweise an RIAS Hessen oder gebt uns Bescheid, falls ihr Entsprechendes wahrnehmt. Gegen Islamismus und jeden Antisemitismus!