– am 04.07.2023 um 19:00 Uhr im Queeren Zentrum Wiesbaden –
Die Verfolgung von Homosexuellen hat in Deutschland eine lange Geschichte, was sich unter anderem am §175 StGB vom Kaiserreich bis zur BRD/DDR nachvollziehen lässt. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Verfolgung von Homosexuellen mit Schwerpunkt auf der Zeit des Nationalsozialismus und deren Kontinuität im postnazistischen Deutschland. Nach 1945 wurden die Verschärfungen des Gesetzes beibehalten und in den 1950ern gab es eine Phase, in der die Verhaftungen wieder stark zunahmen. In vielen Fällen wurden Menschen aus den Konzentrationslagern befreit und dann in den folgenden Jahren ins Gefängnis gesperrt. 1969 wurden homosexuelle Handlungen unter Männern endlich straffrei. Gestrichen wurde der Paragraph jedoch erst 1994. Die in der nationalsozialistischen Ideologie verankerte Vorstellung eines „gesunden Volkskörpers“ sah Homosexualität als „widernatürlich“, als Bedrohung der völkischen Kleinfamilie und als „Verweichlichung“ der angeblich kämpferisch-heroischen Männlichkeit an. Mit vielen ähnlichen Vorurteilen sehen sich Homosexuelle auch heute noch von konservativ-fundamentalistischer bis rechter Seite konfrontiert. Neben der Kontinuität der Verfolgung im postnazististischen Deutschland, wollen wir die Debatte um Rehabilitation und Entschädigungen und den Kampf der homosexuellen Verfolgten, auch der nach 1945 Verurteilten, um Anerkennung beleuchten.