Zur Religionskritik nach Freud und christlichem Antijudaismus —

Scheint es vielmals, als habe der moderne Antisemitismus den christlichen Antijudaismus abgelöst, zeigt sich etwa im Erstarken evangelikaler Bewegungen, dass die religiös begründete Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden keineswegs zum Erliegen gekommen ist, sondern ungleichzeitig fortbesteht. Um die psychische Attraktivität des antijudaistische Ressentiment verstehen zu können, empfiehlt sich eine Rückkehr zu den Schriften Freuds, der in wenigen Einlassungen zur Thematik eine Konfliktdynamik skizziert: Im antijudaistischen Ressentiment gelten Juden als Verkörperung der Kastrationsangst und Repräsentanten des Gesetzes, welches gleichzeitig befolgt und missachtet werden will.

Tom Uhlig ist Mitarbeiter der Bildungsstätte Anne Frank, sowie Lehrbeauftragter der University of Applied Sciences Frankfurt. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der IPU Berlin und hat Psychologie an der Goethe-Universität Frankfurt a.M. studiert. Er ist Mitherausgeber von “Freie Assoziation. Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie”.

Der Vortrag ist Teil unserer Reihe Wahnhafte Erlösung – Religion und falsche Versöhnung mit gesellschaftlichen Widersprüchen.