Rosa Winkel, Paragraphen und verspätete „Entschädigung“
Zur deutschen Geschichte der Verfolgung Homosexueller
Die Verfolgung von Homosexuellen hat in Deutschland eine lange Geschichte, was sich unter anderem am §175 StGB nachvollziehen lässt. Dieser sogenannte „Homosexuellen-Paragraph“ bestand, in verschiedenen Variationen, von 1872 bis 1994 fort und regelte die staatliche Verfolgung von Homosexuellen. Bezeichnenderweise dauerte es auch nach Abschaffung des Paragraphen weitere 23 Jahre, bis im März 2017 endlich offiziell die staatliche Schuld eingestanden wurde und Entschädigungszahlungen für die Opfer zugesichert wurden. Den Schaden und das Leid der Verfolgten kann diese Geste klarerweise nicht „aufwiegen“ oder ungeschehen machen.
Die Veranstaltung gibt einen Überblick über die Verfolgung von Homosexuellen mit einem Schwerpunkt auf die Zeit des Nationalsozialismus. Auch in Wiesbaden wurden etliche Homosexuelle inhaftiert, zwangssterilisiert, von hier aus in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Die in der nationalsozialistischen Ideologie verankerte Vorstellung eines „gesunden Volkskörpers“ sah Homosexualität als „widernatürlich“, als Bedrohung der völkischen Kleinfamilie und als „Verweichlichung“ der angeblich kämpferisch-heroischen Männlichkeit an. Mit vielen ähnlichen Vorurteilen sehen sich Homosexuelle auch heute noch von konservativ-fundamentalistischer bis rechter Seite konfrontiert. Unter diesen Vorzeichen gilt es, auch die aktuelle Debatte um die erkämpfte Anerkennung der verfolgten Homosexuellen in ihrer Kontinuität mit der Geschichte zu beleuchten.
23.05., 19 Uhr in der Kulturkneipe Sabot