Leben im Untergrund, Paul Krüger – Adolfsallee

In Wiesbaden gab es auch Widerstandsgruppen mit verschiedenen politischen Hintergründen. Ein Beispiel für die kommunistische Widerstandsbewegung ist Paul Krüger:

Portrait von Paul Krüger.

Paul Krüger war zunächst 1919 in die USPD, die Gewerkschaft und die „Naturfreunde“ eingetreten, dann 1927 in die KPD. Er organisierte 1932 als revolutionärer Gewerkschafter antifaschistische Ausschüsse in Betrieben. Dafür wurde er dann direkt nach der Machtübernahme in Gefangenschaft genommen, kam aber Ende 1933 aus dem Gefängnis frei und tauchte unter.

Er schrieb tagsüber im Verborgenen Artikel für die gewerkschaftliche Betriebszeitschrift „Der Scheinwerfer“. Abends traf er sich dann mit einer Komplizin hier in der Adolfsallee.

Um keinen Verdacht zu erregen, bedienten sich die beiden einer List: Eng umschlungen wie ein Liebespaar ließen sich die beiden auf einer Parkbank nieder. Doch anstatt ihr Zärtlichkeiten ins Ohr zu flüstern, diktierte er der Stenographin seine Zeitschriftentexte.

Ruckes, Falk, „Axel Ulrich vom Stadtarchiv erinnert an Widerstand der Gewerkschaften im Dritten Reich – Wiesbadener Kurier“

Im Sommer 1935 wurde Paul Krüger erneut verhaftet und in das KZ Esterwegen und später ins KZ Sachsenhausen deportiert. Er wurde 1938 wieder entlassen, musste sich aber täglich bei der Gestapo melden. Auch nach Kriegsende war Paul Krüger maßgeblich an der Reorgansiation der Gewerkschaften und der KPD beteiligt, für die er seit 1946 im Hessischen Landtag saß. Zudem war er Teil diverser Gremien, die den Neuaufbau einer demokratischen Struktur und Verfassung zur Aufgabe hatten. Paul Krüger war auch Mitbegründer der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“. Er verstarb am 16. Dezember 1990.

Ein Beispiel für Widerstand, der eher aus dem sozialdemokratischen und liberalen Lager stammte, ist das Untergrund-Netzwerk „Die Kette“. Ein zentraler Ort für diese Gruppe war die auch heute noch existierende Buchhandlung von Dr. Otto Vaternahm, die sich „An den Quellen 10“ in der Innenstadt befindet.

Audioerklärung zur Stadtrundgangsstation „Leben im Untergrund, Paul Krüger“:


Quellen:

  • Ruckes, Falk. „Axel Ulrich vom Stadtarchiv erinnert an Widerstand der Gewerkschaften im Dritten Reich“, 6. Februar 2014. http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/wiesbaden/nachrichten-wiesbaden/axel-ulrich-vom-stadtarchiv-erinnert-an-widerstand-der-gewerkschaften-im-dritten-reich_13848447.htm.
  • Ulrich, Axel. „Stadtlexikon Wiesbaden: Krüger, Paul“. Zugegriffen 14. August 2015. http://www.wiesbaden.de/microsite/stadtlexikon/a-z/Krueger__Paul.php