„Amt für Erb- und Rassenpflege“ – Landeshaus / Kaiser-Friedrich-Ring 75

In dem Gebäude, das heute das Landeshaus beherbergt, wurde im Juli 1934 ein „Amt für Erb- und Rassenpflege“ eingerichtet, dem in den folgenden Jahren die „Gauhauptstelle für praktische Bevölkerungspolitik“, das „Amt für Volksgesundheit“ und das „Rassenpolitische Amt der NSDAP“ eingegliedert wurden.

Von hier aus organisierten und verantworteten die Schreibtischtäter:innen also Zwangssterilisationen, Zwangsabtreibungen und sogenannte „Euthanasie“. Diesem nationalsozialistischen Massenmord an sogenannten „Minderwertigen“ fielen allein in der Tötungsanstalt Hadamar, die die Nazis beschönigend als „Landesheilanstalt“ bezeichneten, 10.000 Menschen zum Opfer.

Foto der Tötungsanstalt Hadamar.

 

Dr. Wilhelm Stemmler, der Leiter des „Amtes für Erb- und Rassenpflege“, war ebenfalls Vorsitzender der „erbbiologischen Kommission“ des Deutschen Gemeindetages. Die Abteilung „Anstaltswesen“ wurde ab 1937 von dem SS-Mann Fritz Bernotat geleitet, dem so alle psychiatrischen Krankenhäuser in Hessen und Nassau unterstanden. Bernotat war der Auffassung, angebliche ‚Geisteskranke‘ seien „nur unnütze Esser“, die man „totschlagen“ solle.

Von dem Amt aus wurden auch Adoptionen für Kinder aus dem „Lebensbornheim Taunus“ vermittelt. Der Verein Lebensborn versuchte, die Geburtenzahl als „arisch“ eingestufter Kinder durch rassistische „Zuchtkriterien“ zu erhöhen. Adoptionen wurden meist an Familien von SS-Angehörigen vermittelt. Der Verein war auch an Verschleppungen beteiligt. In den von den Nazis besetzten Gebieten wurden immer wieder Kinder, die als „arisch“ eingestuft wurden, entführt und in die Adoption vermittelt.

 

Audioerklärung zur Stadtrundgangsstation „Amt für Erb- und Rassenpflege“: